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Dachdeckerin bei Dehling Dach und Wand

Diese Frau will hoch hinaus


Nadine Fischer beendet Ausbildung zur Dachdeckerin bei Dehling Dach und Wand – Frauen im Handwerk sind im Kommen – Trotzdem: Männerdomäne will unter sich bleiben


Die Ausbildung zur Dachdeckerin hat Nadine Fischer nun fast hinter sich gebracht. Jetzt fehlt nur noch die praktische Prüfung. Vielleicht ein Flachdach ausarbeiten? Auch das wäre für sie kein Problem, sagt die 34-jährige, die während ihrer Ausbildungszeit bei Dehling Dach und Wand die einzige Frau in ihrer Klasse war. Diskriminiert fühlte sie sich nie, aber sie weiß: Frauen auf der Baustelle sind immer noch ein eher seltener Anblick.


Der Händedruck der schlanken, kleinen Frau ist überraschend kräftig, auch wenn er nicht überraschen sollte. Denn nächste Woche wird Nadine Fischer ihre Ausbildung zur Dachdeckerin abschließen. Kein Wunder also, dass sie Kraft in den Armen hat, angelt sie sich doch in luftigen Höhen entlang und bewahrt die teure Inneneinrichtung davor, nass und schmutzig zu werden.


Dachdeckerin? Bestimmt so ein Mannsweib, werden viele denken. Aber eher das Gegenteil ist der Fall. Hier sitzt keine Bodybuilderin, sondern eine sportliche, sogar eher zierliche Frau. Kein Dachdecker-Typ also, zumindest nicht so, wie man sich ihn oder sie vorstellt. Und das weiß auch Nadine Fischer.


„Ich war selbst am Anfang der Meinung, dass ich mich in der Praxis schwer tun werde“, gesteht sie, zuckt mit den Schultern. „Vor der Theorie habe ich mich nie gefürchtet, ich wusste schon von meinem Studium her, wie ich am effektivsten für mich lerne. Die Praxis… Das war eine ganz andere Baustelle. Dachte ich zumindest.“

Frauen auf der Baustelle – ein kurioser Anblick


Doch wie sich herausstellte, hätte sich die studierte Geowissenschaftlerin auch hier nicht fürchten müssen. „Ich war nicht mehr oder weniger gut als die meisten meiner Klassenkameraden. Oft kommt es nämlich nicht auf die Körperkraft an, sondern auf das Fingerspitzengefühl.“


Trotzdem muss es doch von vorne herein schwer gewesen sein, so als einzige Frau in einer Klasse voller Männer. Wieder nur ein Schulterzucken, dann noch ein Schmunzeln. „Ich habe mich eigentlich nie anders oder besonders behandelt gefühlt.“


Sicher, vielleicht habe ihr ein Klassenkamerad mal geholfen, die Werkbank zu tragen. „Aber im Grunde genommen haben nur die wenigsten am Anfang zu mir irgendetwas gesagt, weil sie sich nicht getraut haben. Frauen auf der Baustelle – das ist eben immer noch ein seltener und kurioser Anblick.“

Geschick, Engagement und Köpfchen


Und wenn es nach einigen Handwerken der alten Schule gehen würde, würde man Frauen auch in 40 Jahren noch nicht auf Baustellen kennen, weiß Peter Dehling von der Firma Dehling Dach und Wand aus Holzgerlingen – und Nadine Fischers Chef.


„Ich persönlich halte es für einen Gewinn, das eine Frau bei uns mit anpackt“, gesteht er gerade heraus. „Frauen sind einfach die besseren Verhandlungspartner und in vielen Dingen aufmerksamer und sensibler als ihre männlichen Kollegen.“


Doch trotzdem ist das Handwerk seit Jahrtausenden bis heute in fester Männerhand. „Frauen werden selbst heute noch eher geduldet als akzeptiert“, so Peter Dehling. „Hier sollte sich dringend etwas ändern. Darum haben wir Nadine auch sofort eine Ausbildung angeboten. Sie hat sich während ihres Praktikums sehr gut angestellt, und da hat es für uns einfach keine Rolle gespielt, ob sie eine Frau oder ein Mann ist. Sie war geschickt, engagiert und hat mitgedacht – darum hat sie die Ausbildungsstelle bekommen. Das sollten die einzigen Kriterien bei der Wahl eines Auszubildenden sein.“

Am Ende der Lehrzeit beginnt das Lernen


Nun neigt sich die Lehrzeit dem Ende zu, nach der praktischen Prüfung ist sie eine Gesellin. Wirklich Schluss mit lernen ist aber noch lange nicht, mahnt Sebastian Dehling von Dehling Dach und Wand.


„Erst als Gesellin oder Geselle geht das eigentliche Lernen los. Nadine wird nun mehr Verantwortung bekommen, sei es auf eigenen Baustellen oder selbst als Lehrende eines Azubis. Sie muss nun lernen, selbstständig mit auch komplizierten Problemen umzugehen und Lösungen zu finden, da es beim Beruf des Dachdeckers oft kein vorgegebenes Schema gibt. Diese Erfahrungen wird sich nun und mit der Zeit erst aneignen.“


Die Vielseitigkeit dieses Handwerks ist auch der Grund, weshalb es sich für jeden eignet – egal ob Mann oder Frau. Sebastian Dehling: „Man ist als Dachdecker auf einer Baustelle mit vielen verschiedenen Themengebieten konfrontiert, vom Fassadenbau über energetische Maßnahmen bis hin zur Abdichtungstechnik. Nicht immer ist nur Kraft gefordert, sondern meistens eher Köpfchen.“

Keine Einzelkämpfer – sondern Teamarbeit


Und auch, wenn es mal schwer wird, gibt es ja auch noch die Kollegen, die einem zur Hand gehen können, erklärt der Dachdeckermeister: „In unserem Beruf kommt man als Einzelkämpfer einfach nicht weit. Wir arbeiten im Team, Hand in Hand. Und wenn sich Nadine auch in Zukunft gut anstellt, wird sie schon bald ihr eigenes Team unter sich haben und ihre Erfahrungen weiter ausbauen können. Das Lernen geht immer weiter.“


Am Ende des Tages verabschiedet sich Nadine Fischer mit einem ebensolchen festen Händedruck. Jetzt geht es auf dem Motorrad nach Hause, noch ein bisschen ausruhen und den Tag ausklingen lassen. Morgen um Punkt 6.20 Uhr kommt sie dann wieder in den Dachdeckerbetrieb. „Und das jeden Morgen gut gelaunt“, verkündet Peter Dehling noch augenzwinkernd.